Kiel ist auf dem Weg zur Zero.Waste.City

Ende August 2020 hat Kiel ein 270 Seiten starkes Zero-Waste-Konzept fertiggestellt. Nun hat die Landeshauptstadt einen weiteren Meilenstein auf ihrem Weg zur Zero.Waste.City erreicht. Am Donnerstag, 19. November, hat die Ratsversammlung einstimmig beschlossen, das Zero-Waste-Konzept als kommunalen Handlungsplan zu verankern und erste im Konzept vorgeschlagene Maßnahmen zur Vermeidung von Abfällen umzusetzen. Der Beschluss verdeutlicht den starken politischen Rückhalt für die kommunale Abfallvermeidung und eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft in Kiel.
 
Mit dem Vorhaben Zero.Waste.City zu werden knüpft die Landeshauptstadt an ihre aktiven Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsaktivitäten an, für die Kiel kürzlich mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet wurde. Gleichzeitig ist die Stadt Teil einer internationalen Zero-Waste-Bewegung, die in Zeiten zunehmender Ressourcenknappheit immer mehr an Bedeutung gewinnt. Europaweit haben sich bereits knapp 400 Kommunen dem internationalen Netzwerk Zero Waste Europe angeschlossen. Auch Kiels Partnerstadt San Francisco verfolgt seit 2002 eine Zero-Waste-Strategie.
 
Als erste Stadt Deutschlands wird sich nun Kiel um die Zertifizierung als Zero.Waste.City bewerben. „Da Zero Waste Europe derzeit ein neues Zertifizierungsverfahren aufbaut, haben wir die Chance, nicht nur deutschlandweit Vorreiterin zu sein, sondern eine von europaweit fünf Pilotstädten für diese neue Verfahren zu werden. Kiel wäre nach erfolgreicher Zertifizierung damit sowohl die erste Zero.Waste.City Deutschlands als auch nach dem neuen Verfahren führend in Europa“, erklärt Umweltdezernentin Doris Grondke.
 
Das Kieler Zero-Waste-Konzept wurde in den vergangenen Monaten gemeinsam mit über 450 Kieler*innen und mit Unterstützung des renommierten Wuppertal Instituts sowie des Vereins Zero Waste Kiel e.V. entwickelt. Es sieht vor, dass – wo immer es geht – Abfälle vermieden und Ressourcen im Kreislauf geführt werden sollen. Das gesamte Konzept kann unter www.kiel.de/zerowaste abgerufen werden.
 
Das Konzept wurde von Anfang an mit starker Beteiligung aus privaten Haushalten, Bildungseinrichtungen, Stadtverwaltung, Politik, gewerblichen Betrieben, Vereinen, Initiativen und Abfallmanagementunternehmen entwickelt. In die Praxis umgesetzt werden soll es auch zukünftig gemeinsam mit allen Kieler*innen. Eine umfassende Öffentlichkeitarbeit soll das Thema noch stärker in den Fokus rücken und zeigen, dass alle einen Beitrag zur Abfallvermeidung leisten können.
 
Zu den insgesamt 107 entwickelten Maßnahmen zählen beispielsweise ein Zero-Waste-Guide für die öffentliche Beschaffung, eine Plattform fürs Leihen, Teilen, Tauschen und Reparieren, Veranstaltungen ohne Einwegartikel oder auch abfallfreie Mensen.
 
Zu den Maßnahmen, die zuerst umgesetzt werden sollen, gehört die Etablierung eines begleitenden Zero Waste Advisory Boards (ZWAB). Ein weiterer erster Schritt ist eine Analyse des in Kiel anfallenden Restmülls, um durch eine bessere getrennte Sammlung den Anteil der recycelbaren Abfälle deutlich zu erhöhen. In der Stadtverwaltung ist ein Einwegverbot vorgesehen. Zudem sollen Zero-Waste-Schulen etabliert werden. Außerdem wird die Einführung eines sogenannten Pay-as-you-throw-Systems geprüft, bei dem die Abfallgebühren nach tatsächlich anfallenden Mengen statt nach Tonnenvolumen berechnet werden.
 
Der Zero Waste Kiel e.V. war Ideengeber und ist ein wichtiger Kooperationspartner des städtischen Zero-Waste-Vorhabens. Für die Vertreter*innen des Vereins war vor allem die hohe Beteiligung an den vom Umweltschutzamt organisierten Workshops sehr motivierend: „Das zeigt, dass sich die Kieler*innen sehr mit dem Projekt identifizieren. Der Ratsbeschluss war der nächste wichtige Schritt. Wir freuen uns nun auf die Umsetzung.“
 
Zentrale Ziele des langfristig angelegten Zero-Waste-Konzepts sind eine Reduzierung der gesamten Siedlungsabfälle um 15 Prozent sowie eine Halbierung der Restabfälle bis zum Jahr 2035. Später sollen die Restabfälle von den jetzigen 170 Kilogramm pro Kopf und Jahr sogar auf unter 50 Kilogramm pro Kopf und Jahr sinken.

Zurück
Pflanze in Hand